Freitag, 4. März 2011

Hildegunde Henrich rät "Erst nachdenken, dann schneiden"

Auszüge aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 27.02.2011
Text: Mechthild Hartig


Hildegunde Henrich
Der Rundgang, die Inspektion ist erlaubt. Das Pflanzen, Graben, Düngen muss noch warten. Selbst wenn die ersten warmen Sonnenstrahlen bei allen Gartenbesitzern ein unwiderstehliches Kribbeln verursacht. Jetzt ist die Zeit die Ungeduld zu zügeln“, sagt die Liederbacher Landschaftsarchitektin Hildegunde Henrich, ansonsten mache man mehr kaputt als man Gutes tue. Sie rät, die Energie in die Planung zu stecken: Kataloge zu wälzen, Baumschulen aufzusuchen und in Parks zu bummeln, um zum Saisonbeginn Ende März, Anfang April gerüstet zu sein. Jetzt gelte es davon zu träumen, wie der Garten werden solle. Vorfreude, sei wichtig. Henrich empfiehlt: "Kein Garten ohne Konzept“


Um einen Frühjahrsblüher für den eigenen Vorgarten, für eine markante Stelle an der Terrasse auszusuchen, müsse der Gärtner jetzt unterwegs sein, sagt Henrich. Die meisten dieser Winter- und Vor-Frühlingsblüher seien im Frankfurter Palmengarten zu finden und könnten da nach Wuchs, Größe und Standort begutachtet werden. Die Duftheckenkirsche, die fast unscheinbar blühe, aber durch ihren Duft jeden Besucher anziehe, sei beispielsweise auch im Chinesischen Garten im Frankfurter Bethmannpark zu finden.

In Vorbereitung für die Gartensaison erlaubt Henrich den Gärtnern an den vorhandenen Pflanzen ein wenig die Hand anzulegen. Jetzt allmählich dürften die Stauden und Gräser abgeschnitten werden. "Die dürfen nicht im Herbst platt gemacht werden“, sagt die Fachfrau, ansonsten gelange in die abgeschnittenen, hohlen Staudenstengel Regen und Feuchtigkeit, die bei Frost gefriere. Die Pflanze gehe kaputt. Das Abschneiden im Herbst sei auch deshalb nicht notwendig, weil die Gräser und Stauden im Winter ihren ganz eigenen Reiz entwickelten, wenn sie etwa von Raureif oder Schnee überdeckt würden. Und der Gärtner leiste mit dem Stehenlassen der Pflanzen den Vögeln einen großen Dienst, die sich so den Samen aus den Pflanzen picken könnten. Auch bei den Stauden rät Henrich zur ausführlichen Vorbereitung und Beschäftigung mit den Pflanzen: Welchen Boden will eine bestimmte Staude, liebt sie Sonne oder Schatten, verträgt sie den Wind und wie hoch kann sie wachsen. Das spätere einkaufen und eingraben, dass sei schnell passiert. Die Fachfrau empfiehlt relativ hochwüchsige Stauden wie Rittersporn oder Eisenhut in kleinen Dreier-Gruppen, Phlox, Pfingstrose oder Geißbart als Solitäre und Bergminze, Geranium oder Katzenminze als flächige Bodendecker zu pflanzen.

Frühjahrsblüher
Bei den Baumschnitt wird Henrich ganz energisch: Die dürften gar nicht beschnitten werden. "Es geht ums Auslichten, nicht um einen Friseurschnitt.“ Denn wer immer wieder Bäume und Sträucher radikal zurückschneide, müsse sich nicht wundern, wenn sich keine Blüten zeigten, die Gehölze eigenartige Formen annähmen. Manche versuchten gezielt, Kugeln herauszuarbeiten, auch dort, wo es nicht sinnvoll sei. Die Pflanzen würden von innen vergreisen, wenn man permanent die äußeren frischen Triebe radikal stutze. Henrich empfiehlt einen Baumschnittkurs in einer der Baumschulen in der Region, damit der Gärtner das Prinzip erläutert bekomme, wo die Schere richtig anzusetzen sei.


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